Gute Tipps von Frauen für Frauen
Förderung Arbeitsgruppe um Nationalrätin Doris Stump hat Mentoringprojekt erarbeitet
Politisch interessierte junge Frauen im
Kanton Aargau erhalten Unterstützung von Frauen, die sich bereits
erfolgreich in der Politik oder in der Vereinsarbeit engagieren. Im
Frühling wird ein Frauenmentoringprojekt lanciert, das von der Frauenlandsgemeinde ideell getragen wird.
FRäNZI ZULAUF
«Im Kanton Aargau sind Frauen in den massgebenden
politischen Strukturen und Prozessen noch immer untervertreten», sagt
Nationalrätin Doris Stump aus Wettingen. «Junge Frauen entscheiden sich
nur selten für ein politisches Engagement oder für eine berufliche
Laufbahn im politischen Umfeld.» Zum einen mangle es an Vorbildern, zum
anderen am Einblick in das politische Berufs- und Arbeitsfeld. Doris
Stump erarbeitet zusammen mit Monika Blau (Migrantinnenraum Aargau),
Marianne Wyler (Frauenlandsgemeinde und Aargauischer Katholischer
Frauenbund), Dorette Kaufmann (Bezirkslehrerin) und Annemarie Vogt
(Psychologin und Psychotherapeutin) ein Frauenmentoringprojekt – ein
Förderinstrument für junge Frauen im Aargau.
Quer durch alle Parteien
Das Mentoringkonzept sieht vor, dass Frauen, die
bereits erfolgreich in der Politik oder in der Vereins- oder
Verbandsarbeit tätig sind, ein Jahr lang je eine junge, politisch
interessierte Frau auf ihrem Weg begleiten und beraten. «Wir suchen
Mentorinnen aus allen Parteien, beispielsweise Grossrätinnen, und aus
dem Vereinswesen, wie etwa aus Spitex, Frauenzentrale oder Caritas»,
erklärt Doris Stump. Für das erste Mentoringjahr sind maximal 25
Mentoringpaare vorgesehen. Das heisst, dass höchstens 25 Frauen
zwischen 16 und zirka 30 Jahren in den Genuss eines Mentorings kommen
werden. «Wir wünschen uns, dass möglichst alle politischen Richtungen
und alle Regionen des Kantons vertreten sind», sagt die
SP-Nationalrätin. «Für junge Migrantinnen ist es noch bedeutend
schwieriger, Zugang zu diesem System zu finden. Selbst für solche mit
guter Ausbildung und guten Sprachkenntnissen», hält Doris Stump fest.
«Darum ist ein Drittel der Mentee-Plätze für Frauen mit
Migrationshintergrund reserviert.»
Individuelle Förderung
Die Ausgestaltung der Zweierkontakte bleibt den
Mentoringpaaren überlassen. «Es ist sinnvoll», erklärt Doris Stump,
«wenn die beiden zu Beginn einen kleinen Vertrag abschliessen, in dem
sie festhalten, was sie voneinander erwarten.» Mindestens ein
persönlicher Kontakt alle 4 bis 6 Wochen wird empfohlen. «Nur so kann
sich eine tragfähige Beziehung entwickeln», weiss Doris Stump. Ein
Rahmenprogramm mit halbtägigen Seminaren und Vorträgen wird die Mentees
mit zusätzlichen Anregungen unterstützen sowie die Vernetzung
untereinander erleichtern. Im Frühling wird das Frauenmentoring
ausgeschrieben, Start ist nach den Sommerferien.
Beitrag aus dem Lotteriefonds
Die Frauenlandsgemeinde ist die ideelle
Trägerorganisation des Mentoringprojekts. Für die Finanzierung müssen
indessen Sponsoren gesucht werden. Gerechnet wird mit Kosten von 60 000
bis 80 000 Franken. «Für die Bewältigung der ganzen Administration, von
der Ausschreibung bis zum Abschluss des Projekts, möchten wir jemanden
zu einem 20-Prozent-Pensum anstellen», erklärt die Nationalrätin. Der
Kanton unterstützt das Projekt in den Jahren 2007 bis 2009 mit je 40
000 Franken aus dem Lotteriefonds. Das hat der Regierungsrat am
Mittwoch beschlossen.
Gute Erfahrungen
Das Prinzip des Frauenmentorings hat sich schon auf
eidgenössischer Ebene, an Universitäten und auch in anderen Kantonen
(beispielsweise mit «Duopoly» in Zürich) bewährt. Auch Doris Stump hat
als Mentorin bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie hat vor wenigen
Jahren im Rahmen des Mentoringprojekts «von Frau zu Frau» der
Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV) und der
Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen (EKF) zwei junge Frauen
begleitet. «Die beiden Frauen waren bereits in einer Organisation von
Studierenden tätig. Sie wussten, was sie wollten, haben Rat und Hilfe
eingefordert und sogleich umgesetzt, was sie gelernt haben.» Beide
Frauen sind heute in der Stadt Bern politisch aktiv: Eine ist
Stadträtin, die andere SP-Parteisekretärin. «Von diesem
Mentoringprojekt profitieren nicht nur die jungen Frauen selbst», sagt
Doris Stump. «Es trägt vor allem auch dazu bei, den Einfluss der Frauen
in der Politik und in der Gesellschaft zu stärken, und es verhilft
Parteien und Organisationen zum benötigten Nachwuchs.» |